Allgemeine Themen. Iberische Halbinsel. Italien
Die Philosophie des 17. Jahrhunderts
Herausgegeben von Laurent Cesalli, Gerald Hartung
Bd. 1/1-2 Jean-Pierre Schobinger (Hg.)

Allgemeine Themen. Iberische Halbinsel. Italien

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Im ersten Teil werden allgemeine Themen der Philosophie des 17. Jahrhunderts erörtert. Nach einer Begriffsstudie über dem Philosophen (§ 1) werden für das Jahrhundert charakteristische transregionale Erscheinungen behandelt: die respublica litteraria als Wunschbild der europäischen Gelehrtenwelt (§ 2), die Ablösung des Gebrauchs von Latein als Gelehrtensprache durch die Nationalsprachen (§ 3), die Methodendiskussion (§ 4), die Haupttendenzen der clandestinen Philosophie (§ 5), die das Jahrhundert durchziehenden okkulten Strömungen (§ 6) und die Vermittlung chinesischer Philosophie in Europa (§ 7). Den Schluss bilden zwei historiographische Beiträge: Zum einen werden die im 17. Jahrhundert entstandenen Philosophiegeschichten behandelt (§ 8) und zum anderen diejenigen aufgezählt (§ 9), die bis zum Erscheinen von Ueberwegs ‚Grundriss‘ (1866) sich zur Philosophie des 17. Jahrhunderts äußern.

Der zweite Teil ist der Philosophie auf der Iberischen Halbinsel gewidmet. Als erstes wird eine der Tradition verpflichtete, kaum innovative Strömung dargestellt, die gekennzeichnet ist durch eine starke Präsenz der klassischen Systeme (Kap. 1) und – vor allem an den Universitäten – der scholastischen Philosophie (Kap. 2). Innerhalb dieser weitgehend konservativen Erscheinung finden sich Anzeichen einer zaghaften Kenntnisnahme des neuzeitlichen Denkens (Kap. 3). Es folgt eine Darstellung der politischen Philosophie, die geprägt ist von der Vorstellung eines weltpolitischen Auftrags und einer sich in Anbetracht der politischen Wirklichkeit einstellenden Ernüchterung (Kap. 4). In diesen Zusammenhang ist eine Würdigung des Werkes von Balthasar Gracián eingebettet. Schließlich werden die als Kasuistik und Probabilismus bekannten moraltheologischen Theorien dargestellt.

Dem dritten, der italienischen Philosophie gewidmeten Teil ist eine historiographische Einleitung vorangestellt. Das erste Kapitel behandelt die Auseinandersetzung über das Konzil von Trient (§ 1), die Tendenzen der politischen Philosophie in der ersten Jahrhunderthälfte, insbesondere die Lehre von der Staatsräson (§ 2), und Campanella (§ 3). Das zweite Kapitel ist der noch nicht systematisch erforschten Philosophie an den Universitäten (§ 4) sowie der weitgehend bekannten Situation in den Jesuitenkollegien (§ 5) gewidmet. In diesem Zusammenhang werden die spannungsreichen Beziehungen der jesuitischen Philosophie zu den Wissenschaften nachgezeichnet. Zum ersten Mal dürfte in einem philosophischen Geschichtswerk die Rolle der neuen Wissenschaften in der italienischen Geisteswelt des 17. Jahrhunderts so ausführlich dargestellt sein, wie es im dritten Kapitel der Fall ist. Schwerpunkte bilden die Ausführungen über Galilei (§ 6), über die zu Beginn des Jahrhunderts gegründete Accademia die Lincei (§ 7), die schon früh Galilei als Mitglied aufgenommen hat, über die ‚Schule‘ Galileis (§ 8) und über die in ihrer Tätigkeit von ihm geprägte florentinische Accademia del Cimento (§ 9), über die Atomisten, Naturphilosophen, Mediziner und Enzyklopädisten (§ 10), über den Kreis von Bologna mit der dortigen Accademia degli Inquieti (§ 11) und über die in Neapel ansässige Accademia degli Investiganti (§ 12). Das vierte Kapitel bringt zuerst einen allgemeinen Überblick über die kontroverse Rezeption der cartesischen Philosophie (§ 13) und deren Anhänger und Gegner (§ 14). Der letzte Paragraph enthält eine Darstellung der politischen Philosophie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert mit Hinweis auf ihre Auswirkungen im 18. Jahrhundert.

Inhalt:
Erster Teil: Allgemeine Themen

§ 1. Der Philosoph im 17. Jahrhundert (Helmut Holzhey). - § 2. Die respublica litteraria. Wunschbild der Europäischen Gelehrtenwelt (Hans Bots). - § 3. Der Gebrauch des Lateins und der Nationalsprachen (Vilem Mudroch und Wolfgang Rother). - § 4. Die philosophische Reflexion auf die Methode (Peter Schulthess). - § 5. Haupttendenzen der clandestinen Philosophie (Gianni Paganini). - § 6. Okkulte Strömungen (George MacDonald Ross). - § 7. Die Vermittlung chinesischer Philosophie in Europa (Iso Kern). - § 8. Philosophiegeschichtsschreibung im 17. Jahrhundert (Giovanni Santinello und Lucien Braun). - § 9. Geschichtliche Darstellungen der Philosophie des 17. Jahrhunderts (Stefan Ehrenberg).

Zweiter Teil: Iberische Halbinsel

Erstes Kapitel: Die Präsenz der klassischen Systeme (Enrique Rivera de Ventosa)
§ 1. Platonismus und Neuplatonismus. - § 2. Die Vorherrschaft des Aristotelismus und der Antiaristotelismus. - § 3. Der Stoizismus und weitere Strömungen.

Zweites Kapitel: Die Schulphilosophie (Enrique Rivera de Ventosa)
§ 4. Der Philosophieunterricht an den Universitäten. - § 5. Der Augustinismus. - § 6. Der Anselmismus und die Ontotheologie. - § 7. Der Thomismus. - § 8. Der Scotismus. - § 9. Der Lullismus. - § 10. Der philosophische Beitrag der Jesuiten. - § 11. Die Mystik.

Drittes Kapitel: Der Einfluss des neuzeitlichen Denkens
§ 12. Die Anfänge des neuzeitlichen Denkens in Spanien (Enrique Rivera de Ventosa). - § 13. Die Anfänge des neuzeitlichen Denkens in Portugal (Enrique Rivera de Ventosa). - § 14. Die ersten Auseinandersetzungen über das neuzeitliche Denken in Spanien (Enrique Rivera de Ventosa). - § 15. Jüdisches Denken und die neue Philosophie: Isaac Cardoso (Yosef Hayim Yerushalmi).

Viertes Kapitel: Staats- und Moralphilosophie
§ 16. Das politische Denken in Spanien (Henry Méchoulan). - § 17. Baltasar Gracián y Morales (Henry Méchoulan). - § 18. Das politische Denken in Portugal (Enrique Rivera de Ventosa). - § 19. Kasuistik und Probabilismus (Enrique Rivera de Ventosa).

Dritter Teil: Italien
Tendenzen in der Geschichtsschreibung über die italienische Philosophie im 17. Jahrhundert (Paolo Casini).

Erstes Kapitel: Das Erbe des 16. Jahrhunderts. Die politische Philosophie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Tommaso Campanella
§ 1. Die Auseinandersetzungen über das Konzil von Trient (Cesare Vasoli). - § 2. Staatsräson, Tacitismus, Machiavellismus, Utopie (Enzo Baldini und†Anna Maria Battista). - § 3. Tommaso Campanella (Pavel Floss).

Zweites Kapitel: Die Schulphilosophie (Ugo Baldini)
§ 4. Der Philosophieunterricht an den Universitäten. - § 5. Die Philosophie und die Wissenschaften im Jesuitenorden.

Drittes Kapitel: Die neue Wissenschaft
§ 6. Galileo Galilei (William R. Shea). - § 7. Die Accademia dei Lincei (Giuseppe Olmi). - § 8. Die Schule Galileis (William R. Shea). - § 9. Die Accademia del Cimento (Renato Romano).- § 10. Atomisten, Naturphilosophen, Mediziner, Enzyklopädisten (Manlio Iofrida) - § 11. Der Kreis von Bologna und die Accademia degli Inquieti (Marta Cavazza). - § 12. Die Accademia degli Investiganti (Paolo Cristofolini).

Viertes Kapitel: Der Cartesianismus.
Die politische Philosophie in der zweiten Jahrhunderthälfte (Vittor Ivo Comparato)
§ 13. Die Rezeption der cartesischen Philosophie. - § 14. Anhänger und Gegner der cartesischen Philosophie. - § 15. Die politische Philosophie in der zweiten Hälfte des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts  

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Bibliographische Angaben

Reihe Die Philosophie des 17. Jahrhunderts
Seitenanzahl 1142 arabisch, 63 römisch
Bindung Buch, Leinen mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7965-1034-2
Erscheinungsdatum 01.01.1998

Autor/in

Jean-Pierre Schobinger (1927-2001) studierte Philosophie an der Universität Zürich, wo er 1985 promoviert wurde. Ab 1967 war er ausserordentlicher, ab 1976 ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Zürich.