New roots and paintings
Lori Hersberger

New roots and paintings

Katalog der Ausstellung «Lori Hersberger - Day Glo Blues Conspiracy», Museum für Gegenwartskunst der Öffentlichen Kunstsammlung Basel und der Emanuel Hoffmann-Stiftung

2. Auflage
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Lori Hersberger, 1964 in Basel geboren, erzielte erstmals 1999 mit seinem Auftritt an der Biennale von Venedig internationale Aufmerksamkeit: Sein riesiges, mit Teppichen belegtes Floss im Arsenal gehörte zu den eindrücklichsten Arbeiten der Ausstellung. Waren zunächst Installationen das wichtigste Medium des Künstlers - raumbezogene Werke mit Teppichen und Dunkelräume, in denen Requisiten wie Spiegel, Schlagzeuge, Autowracks, Strohballen oder Luftballons auf Videoprojektionen treffen -, gehört nun auch die Malerei zu den von Hersberger verwendeten Techniken.

Charakteristisch für Hersbergers Bilder ist die Verwendung von Tagesleuchtfarben. Grell und artifiziell verhindern sie die Evokation von Naturerinnerungen. Als kantige Kontraste treten dreckige Schwarz- und Brauntöne auf. Gegensätzliche Möglichkeiten des Farbauftrags stehen nebeneinander, Differenzen im Grad des physischen Involviert-Seins, aber auch im Umgang mit Zufall und Gezieltheit. Konträr ist ebenso die Emotionalität, die diese Bildelemente ausstrahlen. Aggressiv und laut stemmen sich Farben gegen das Weiss des Bildgrunds, eine Lust des Beschmutzens, andernorts ein Locken und Verführen, hinterhältig giftig, gleichzeitig klebrig süss. All diese Ausdrucksweisen mögen erinnern - an Gesten des Abstrakten Expressionismus, der asiatischen Kalligraphie, an Tortenglasur oder Telefongekritzel. Doch Hersberger zitiert sie nicht einfach, er setzt sie zueinander in Beziehung, reagiert auf das, was sich auf der Leinwand bereits ereignet hat, mit wachem Gespür für die Fläche, für die Begrenzungen, das Format. Die Fläche knistert, schiere Energie, Rückkoppelungen eines akustischen Verstärkers. Da und dort eruptieren die Farben, strahlen in den Raum, sacken ab. Hersberger überlässt seine Bilder ihrem Schicksal ohne Angst vor dem Fragment. Diese Offenheit hat Potential und trägt zur Faszination der Arbeiten bei.

Bei aller Verschiedenheit der verwendeten Medien zeichnet sich das künstlerische Vorgehen Lori Hersbergers durch das Interesse an Mechanismen aus, die bestimmte Stimmungen und Emotionen entstehen lassen. Präzise werden althergebrachte Muster - zum Beispiel männliche Selbstentwürfe von der mittelalterlichen aventiure bis zum amerikanischen «Go West» oder malereigeschichtliche Topoi wie das Verspritzen nasser Farbe als Pathosgeste - auf ihre Funktionsweise befragt. Doch der Umgang mit diesen Mechanismen erfolgt nicht aus der Position abgeklärter Distanz, sondern vollzieht sich in schlingernder Ambivalenz zwischen Künstlichkeit und der Vorstellung von «echten» Gefühlen.

Diese Publikation, erschienen zu Lori Hersbergers Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Basel, gibt Einblick in das gesamte bisherige Schaffen des Künstlers; seine Bilder werden erstmals mittels fluoreszierender Druckfarben wiedergegeben, um etwas von ihrer Strahlkraft zu vermitteln.  

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Bibliographische Angaben

Seitenanzahl 64 arabisch
Info mit zahlreichen Abbildungen
Format 20 x 26 cm
Bindung Buch, Gebunden
ISBN 978-3-7965-1725-9
Erscheinungsdatum 05.12.2002

Autor/in

Der Künstler:

Lori Hersberger (geb. 1964 in Basel, lebt in Basel und Zürich), 1991-95 Schule für Gestaltung Basel, Fachklasse für audiovisuelle Gestaltung (AVG), Fachklasse für freie räumliche Gestaltung (FRG); Einzelausstellungen (Auswahl): 1997 Silver Room, Kleines Helmhaus, Zürich; 2000 Ghost Negotiation, Supports, CAN, Centre d'art Neuchâtel; Gruppenaus-stellungen (Auswahl): 1998 Nonchalance revisited, Akademie der Künste, Berlin; Freie Sicht aufs Mittelmeer, Kunsthaus Zürich und Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main; 1999 dAPERTuttO / Aperto over all, 48. Biennale di Venezia.