Suffixbildung im bernischen Namengut
Roland Hofer

Suffixbildung im bernischen Namengut

Die Diminutiva auf -ti, -elti, -etli, und die Kollektiva auf -ere

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Die vorliegende Publikation enthält die leicht verbesserte und ergänzte Version der Dissertation von Roland Hofer, die im Rahmen des Nationalfondsprojekts Ortsnamenbuch des Kantons Bern entstanden ist. Gegenstand seiner Untersuchung ist die Suffixbildung in bernischen Orts- und Flurnamen mit besonderer Berücksichtigung von morphologischen, namengrammatischen, namengeographischen und kontaktonomastischen Aspekten.

Die Suffixbildung im schweizerischen Appellativ- und Namenmaterial ist sehr vielgestaltig, ja die Schweiz beherbergt diesbezüglich wohl die grösste Suffixvielfalt des ganzen deutschen Sprachraumes. Während beispielsweise im Standarddeutschen Verkleinerungsformen mit -chen und -lein gebildet werden, verfügt das Schweizerdeutsche über eine ungleich grössere Palette, Diminutiva abzuleiten. So gibt es neben dem üblichen und am weitesten verbreiteten Diminutivsuffix -(e)li (Mätteli ‹kleine Matte›, Hüsli ‹Häuschen›) auch noch die Verkleinerungssuffixe -i (Öpfi ‹Äpfelchen›), -tschi (Hüentschi ‹Hühnchen›), -ji (Lammji ‹Lämmchen›), -si (Mundsi ‹Küsschen›), -schi (Hundschi ‹Hündchen›), -ti (Tälti ‹Tälchen›), -elti (Brüggelti ‹Brücklein›) und -etli (Alpetli ‹kleine Alp›).

Im Gegensatz zum Standarddeutschen kennt das Schweizerdeutsche auch mehrere Möglichkeiten, ein Kollektiv von Gegenständen durch Ableitung auszudrücken, nämlich durch die Suffixe -ete (Gablete ‹eine Gabel voll›), -i, entstanden aus althochdeutsch -ahi (Hasli ‹Ort mit vielen Haselstauden›) und -ere, entstanden aus lateinisch -ãria (Nesslere ‹Stelle, wo viele Nesseln wachsen›).

Im ersten Teil des Buches wird der Fokus auf die praktisch nur im höchstalemannischen Raum, sprich im Wallis, im Berner Oberland, in der Zentralschweiz und in Graubünden vorkommenden Diminutivsuffixe -ti, -elti und -etli gerichtet. Anhand namengeographischer Analysen werden neue Ansätze zu ihrer Herkunft bzw. Entstehung entwickelt. Komplettiert wird diese Darstellung mit neuen Erkenntnissen zur Herleitung der typisch walserischen Diminutivsuffixe -ji, -si, -schi, -tsi und -tschi.

Der zweite Teil des Buches befasst sich mit dem im bernischen Namengut zahlreich vertretenen Kollektivsuffix -ere. Bei näherer Analyse stellt sich heraus, dass bei weitem nicht alle Namen, die auf -ere enden, kollektive Funktion haben müssen, wie noch in der älteren Forschung oft angenommen wurde. Denn in dieser Endung sind verschiedene Formen bzw. Suffixe zusammengefallen: -ere kann Lehnsuffix aus lateinisch -ãria, feminine Form von -er, Genitiv oder Dativ Plural von -er, sein.

Neben dem Versuch, eine vernünftige Gliederung dieser verschiedenen -ere-Bildungen zu erreichen, werden hier grundsätzliche Überlegungen zur Deutung von solchen Namen präsentiert und mit namengeographischen Karten gewisse Tendenzen in ihrer geographischen Ausbreitung erarbeitet.  

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Bibliographische Angaben

Seitenanzahl 296 arabisch
Zeichnungen 15
Tabellen 9
Format 16.2 x 24 cm
Bindung Buch, Broschiert
ISBN 978-3-7965-2850-7
Erscheinungsdatum 18.10.2012

Autor/in

Roland Hofer, geb. 1975 in Langnau i. E., studierte Germanistik (Schwerpunkte Deutsche Sprachwissenschaft und Dialektologie), Mittelalterliche Geschichte und Schweizer Geschichte an der Universität Bern. Seit 2006 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Namenkunde an der Universität Bern. Seine Forschungsschwerpunkte sind Toponomastik, Namengrammatik, Namengeographie, Wortbildung und Suffixbildung.