Das Unbewusste
Zürcher Philosophische Vorträge
Herausgegeben von Wolfgang Rother
Bd. 6 Alice Holzhey-Kunz

Das Unbewusste

Versuch der Rehabilitierung eines angreifbaren Konzepts

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Die Psychoanalyse hat sich von Anfang an nicht mit der Annahme begnügt, es gebe seelische Vorgänge, die durch Verdrängung «unbewusst» geworden seien, sondern sie hat dem Verdrängten einen besonderen Ort bzw. Raum innerhalb der Seele zugewiesen und damit «das Unbewusste» als eine psychische Entität bestimmt. Diesem räumlich-dinglichen Konzept des Unbewussten hat Sartre mit guten Gründen das existenziale Konzept der «mauvaise foi» entgegengesetzt. Der Aufsatz unternimmt den scheinbar paradoxen Versuch, Freuds verdinglichendes Konzept aus existenzphilosophischer Warte zu rehabilitieren. Dieser Versuch orientiert sich an den Funktionen, welche Freuds Konzept trotz oder sogar dank seiner fragwürdigen theoretischen Implikationen zu erfüllen vermag. Die Autorin unterstellt dabei, dass hier neben den bekannten methodischen Funktionen auch eine kaum beachtete existenzielle Funktion zu berücksichtigen ist. Methodisch steht Freuds Konzept im Dienste der theoretischen Fundierung der revolutionären Entdeckung von einem verborgenen Sinn in den psychischen Leidenssymptomen, von der die Psychoanalyse ihren Ausgang genommen hat. Eine existenzielle Funktion lässt sich dann ausmachen, wenn man das existenzphilosophische Angstverständnis ins Spiel bringt. Auf dem Hintergrund der Entdeckung, dass die von der Furcht streng zu unterscheidende Angst nicht nur zum Menschen gehört, sondern ihn zugleich überfordert, erhält das Unbewusste die existenzielle Funktion eines inneren Schutzes gegen die ständig drohende Angst. Abschließend wird Freuds Konzept des Unbewussten mit Heideggers Konzept des «Man» verglichen, das ebenfalls der Angstabwehr dient. Der Vergleich führt zur Hypothese, dass die beiden Schutzwälle gegen die Angst nur gemeinsam funktionieren.

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Bibliographische Angaben

Reihe Zürcher Philosophische Vorträge
Seitenanzahl 47 arabisch
Bindung E-Book
ISBN 978-3-7965-3475-1
Erscheinungsdatum 15.06.2015

Autor/in

Alice Holzhey-Kunz, Dr. phil., Psychoanalytikerin daseinsanalytischer Richtung. Präsidentin der Gesellschaft für hermeneutische Anthropologie und Daseinsanalyse  und Co-Leiterin des Daseinsanalytischen Seminars in Zürich.  Arbeitsschwerpunkte: Verbindung von Existenzphilosophie und Psychoanalyse, theoretische Weiterentwicklung der Daseinsanalyse. Dazu liegen zahlreiche Publikationen vor, darunter drei Bücher: Leiden am Dasein (Wien, 2. Auflage 2001); Das Subjekt in der Kur (Wien, 2002); Daseinsanalyse (Wien 2008; 2., erweiterte Auflage 2014). Alice Holzhey-Kunz ist Mitherausgeberin der Ausgewählten Werke Ludwig Binswangers.