Jenische, Sinti und Roma in der Schweiz
Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft
Herausgegeben von Caroline Arni, Susanna Burghartz, Lucas Burkart u.a.
176 Helena Kanyar Becker (Hg.)

Jenische, Sinti und Roma in der Schweiz

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In der Schweiz leben etwa 35000 Jenische und Sinti, entweder in einer eigenen Kommunität oder als unsere unauffälligen Nachbarn. Etwa 2500 von ihnen sind noch als Fahrende vom Frühling bis zum Herbst unterwegs. Ein Teil von ihnen ist in den traditionellen Berufen der Jenischen wie Scherenschleifer, Schirmflicker, Korbflechter oder Marktfahrer tätig; andere haben sich als Eisen-, Kleider-, Möbel- oder Teppichhändler etabliert. Rund 30000 Roma-Flüchtlinge aus Südostuuropa werden in einem langzeitigen Prozess in der Schweiz integriert.

Die Aufarbeitung des düsteren Kapitels der Hilfsaktion Kinder der Landstrasse seit den siebziger Jahren hat die lange Geschichte der Diskriminierung der Jenischen, Sinti und Roma ins Bewusstsein der Schweizer Öffentlichkeit gerückt. Mehrere Beiträge des Bandes befassen sich mit diesem Thema: Thomas Meier fasst den Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Hilfsaktion von den aufrüttelnden Artikeln im Schweizerischen Beobachter von 1973 bis zum im Jahr 2000 bewilligten Nationalen Forschungsprogramm zusammen. Graziella Wenger schildert das erschütternde Schicksal eines Opfers der Hilfsaktion, ihres Bruders Andreas, und illustriert den Fall mit zahlreichen Dokumenten aus dem Schweizerischen Bundesarchiv. Neben dem Blick zurück auf diesen Versuch, die Kultur der Fahrenden in der Schweiz zu zerstören, befasst sich das Buch aber auch mit der gegenwärtigen Situation der Jenischen, Sinti und Roma in Alltag und Gesellschaft. So erklärt Venanz Nobel unter anderem, was Betonjenische sind, und Cristina Kruck schildert die lebendigen Traditionen und Bräuche der Roma. Die Jenischen haben sich heute in der Radgenossenschaft der Landstrasse politisch organisiert und arbeiten im Rahmen der Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende mit Vertretern der Behörden von Bund, Kantonen und Gemeinden zusammen.

Ergänzt und illustriert werden die Beiträge mit Aufnahmen des Fotografen Urs Walder, der Jenische, Sinti und Roma seit 1987 auf vielen Reisen durch die Schweiz begleitet hat. Seine Fotoaufnahmen sind keine Illustrationen eines romantisierten «lustigen Zigeunerlebens», sondern zeigen ungeschönt den harten Alltag, aber auch das vielseitige kulturelle Leben der Fahrenden.

Aus dem Inhalt

Helena Kanyar Becker, Einleitung: Klischee und Realität

Thomas Meier, Das Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse

Graziella Wegner, Andreas, ein Opfer der Aktion Kinder der Landstrasse (mit Dokumenten)

Venanz Nobel, Jenische Geschichte und die Betonjenischen

Robert Huber, Alltag der Jenischen heute und gestern

Urs Walder, Fotografien

Stéphane Laederich, Rromanes and Rroma History

Cristina Kruck, Rroma-Traditionen

Thomas Huonker, Schweizerische Zigeunerpolitik zur Zeit des Nationalsozialismus

Regula Heusser Markun, Nach dem bösen Gestern der Blick nach vorn   

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Bibliographische Angaben

Reihe Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft
Seitenanzahl 185 arabisch
Info mit 10 Fotos von Urs Walder und 44 Abbildungen
Format 15.5 x 22.5 cm
Bindung Buch, Broschiert
ISBN 978-3-7965-1973-4
Erscheinungsdatum 17.03.2003

Autor/in

Die Herausgeberin:

Dr. phil. Helena Kanyar Becker ist Historikerin, publiziert zur Schweizer Flüchtlingspolitik und organisiert Ausstellungen und Vortragsreihen zu diesem Thema.