Herausgegeben von Cédric Brélaz, Ulrich Eigler, Gerlinde Huber-Rebenich u.a.
26 Philipp Cranach
Die Opuscula agrimensorum veterum und die Entstehung der kaiserzeitlichen Limitationstheorie
Aus der Einleitung:
„[…] Die Methode der Limitationsrekonstruktion ist immer dieselbe: Ausgehend von der Überlegung, dass sich die limites bruchstückweise als Strassen- und Wegstücke, als Verwaltungs- und Besitzgrenzen erhalten haben, werden Karten und Luftbilder des jeweiligen Gebietes nach parallel verlaufenden oder rechtwinklig aufeinanderstossenden Linien abgesucht. Wenn sich dann einige dieser Linien in ein Netz einpassen lassen, gilt das System als erwiesen.
Die einzelnen Vermessungsregeln bezüglich der Orientierung der Hauptachsen, der Grösse der Centurien, der Wegfunktion der limites, der Art der Absteinung usw., auf die sich die modernen Autoren bei ihren Limitationsrekonstruktionen stützen, werden eklektisch aus den Schriften des Corpus Agrimensorum Romanorum, der Hauptquelle über die römische Gromatik, abgeleitet und zu einer quasi einheitlichen Theorie der römischen Limitation verdichtet. Dieses Idealschema beinhaltet beispielsweise die Vorstellung einer Normalcenturie mit einer Seitenlänge von ca.710 m. Nun ist diese Normalcenturie in der Tat die weitaus am häufigsten anzutreffende Form, aber keineswegs die einzige. […]
In dieser Arbeit sollen die Gefahren des Eklektizismus vermieden werden, indem eine integrale Interpretation der wichtigsten agrimensorischen Schriften versucht wird. Im vierten Kapitel werden daher die Schriften von Frontinus, Hyginus, Siculus Flaccus und Hyginus Gromaticus, auf die im Zusammenhang mit Limitationsrekonstruktionen immer verwiesen wird, ausführlich dargestellt. Die Inhalte der einzelnen Texte werden Abschnitt für Abschnitt wiedergegeben und interpretiert […]. Dabei steht die Frage, ob diese Texte wirklich als Lehrbücher für die Anlage von Limitationen konzipiert worden sind, im Vordergrund unseres Interesses. […] Diese Inhaltsbeschreibungen bilden zugleich die Quellenaufbereitung für das sich daran anschliessende Kapitel über die Autoren und die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den einzelnen Texten.
Die Ergebnisse des vierten und fünften Kapitels sind die Grundlage für das sechste, in dem die sogenannten Vermessungsregeln noch einmal untersucht und in Bezug auf ihre historische Geltung hin relativiert werden. Bevor wir uns diesen Themen zuwenden, müssen wir uns aber zuerst mit der Quellenlage und dem historischen Rahmen, in dem die ältesten hier erörterten Schriften entstanden sind, befassen. In dem zweiten Kapitel werden daher die Hauptquelle des römischen Vermessungswesens, das Corpus Agrimensorum Romanorum, und dessen Überlieferungsgeschichte dargestellt. Im dritten wird auf die finanzpolitischen Pläne Vespasians eingegangen, weil diese unserer Ansicht nach den Anstoss zur schriftlichen Auseinandersetzung mit bodenrechtlichen und gromatischen Problemen gegeben haben.“
Bevorstehende Veranstaltungen
Bibliographische Angaben
Reihe | Schweizerische Beiträge zur Altertumswissenschaft |
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Seitenanzahl | 208 arabisch |
Format | 15.5 x 23.5 cm |
Bindung | Buch, Broschiert |
ISBN | 978-3-7965-1690-0 |
Erscheinungsdatum | 01.01.1996 |