Herausgegeben von Caroline Arni, Susanna Burghartz, Lucas Burkart u.a.
166 Thomas Maissen
Von der Legende zum Modell
Das Interesse an Frankreichs Vergangenheit während der italienischen Renaissance
«Fremde Geschichte» ist im Mittelalter kein Thema. Erst die italienischen Humanisten interessieren sich systematisch für das Geschehen jenseits der Sprachgrenzen, und ihr besonderes Augenmerk gilt dabei Frankreich, dem politischen und kulturellen Konkurrenten. Formen und Intentionen der Beschäftigung mit der französischen Vergangenheit sind vielfältig und erfahren vom 14. bis zum frühen 17. Jahrhundert manchen Wandel.
So zeigt die Legende, wonach Karl der Grosse das zerstörte Florenz wiederaufgebaut habe, wie historische Tradition als Mittel frankophiler Aussenpolitik eingesetzt, immer wieder umgestaltet und ebenfalls aufgrund politischer Überlegungen demontiert wird.
Am Beispiel der vier italienischen Humanisten, die um 1500 die Geschichte der beeindruckenden Monarchie verfassen, wird nicht nur die grundlegende Modernisierung der Historiographie über Frankreich greifbar, sondern auch das soziale Umfeld am königlichen Hof, welches sie erst ermöglicht.
Exempla aus der französischen Geschichte dienen ebenso der italienischen Kreuzzugsrhetorik wie später der gegenreformatorischen Polemik und der antimachiavellistischen Traktatliteratur. Welche Funktionen die französische Geschichte erfüllen kann, wie sie im einzelnen dargestellt wird und sich wandelt, zeigen verschiedene Detailuntersuchungen, so über die sagenhaften trojanischen Ursprünge der Franken, Chlodwig, Saint-Louis, Philippe le Bel, Jeanne d’Arc sowie Louis XI, den Modellkönig der Gegenreformation.
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Bibliographische Angaben
Reihe | Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft |
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Seitenanzahl | 486 arabisch |
Bindung | Buch, Broschiert |
ISBN | 978-3-7965-1120-2 |
Erscheinungsdatum | 01.01.1995 |