Herausgegeben von Antonio Loprieno, Michel Valloggia
Bd. 18 Tobias Hofmann
Zur sozialen Bedeutung zweier Begriffe für «Diener»: bak und hm.
Untersucht an Quellen vom Alten Reich bis zur Ramessidenzeit
In diesem Buch untersucht der Autor anhand von über 130 Textquellen die soziale Stellung der sog. Sklaven und Diener im Alten Ägypten von der 3. Dynastie (ca. 3000 v.Chr.) bis zur späten Ramessidenzeit (ca. 1100 v.Chr.).
In der modernen Ägyptologie wendet man sich in den letzten Jahren mehr und mehr denjenigen Personenkreisen zu, die abseits der monumentalen Pyramiden und Tempel ein Dasein im Schattenbereich der altägyptischen Gesellschaft führten und die doch so wichtig für die Entstehung und Erhaltung des ersten Staates der Menschheitsgeschichte waren.
Ihre Zahl ging in die Zehntausende. Viele von ihnen lebten an dieser Talsohle der Gesellschaft, weil ihr Status und ihre Ausbildung keine höheren Tätigkeiten zuliessen - ein Problem, das auch uns modernen Menschen nicht unbekannt ist -, andere waren die leidtragenden Opfer der grossen, und für die Verlierer oft verheerenden, Eroberungszüge der Thutmosiden und Ramessiden in die Ägypten umgebenden Staaten.
Der gesellschaftliche Status dieser Personen lässt sich jedoch nicht ohne weiteres mit dem juristisch streng indizierten Vokabular Roms und Griechenlands belegen, wo der Sklave nicht als Mensch, sondern als Sache oder, mit den Worten Aristoteles', als «beseeltes Werkzeug» angesehen wurde. Die akribische Untersuchung sowohl monumentaler Inschriften als auch kleinster Notizen und Briefe zeigt, dass in Ägypten der Mensch unabhängig von seiner Herkunft und seinem Status nicht auf das Menschsein verzichten musste. Wurde er «verkauft», so wurde seine Arbeitskraft verkauft, nicht aber seine Persönlichkeit. Wurde seine unbedingte Loyalität gefordert, so stand er damit im Verbund mit allen anderen Ägyptern, für die diese unbedingte Loyalität gegenüber dem Pharao eines der höchsten anzustrebenden Sozialgüter war. In einem Land, das bereits im Pentateuch des Alten Testamentes immer wieder als Paradigma des Sklavenhalterstaates genannt wird, erstaunt dies.
Die beiden Begriffe bak und hm - auszusprechen etwa «baak» und «hemm» - bezeichnen daher nicht etwa den Sklaven und Unfreien nach römischem Muster, sondern sind Begriffe, mit denen im Alten Ägypten sowohl das Dasein an der Talsohle der Gesellschaft, als auch die Funktion als Gewährsmann und Vertrauensperson bezeichnet werden konnte.
Auch chronologisch betrachtet zeigen sich diese Begriffe z.T. starken Wandlungen unterworfen. Entsteht der Begriff hm («Diener») erst am Ende des Alten Reiches, später als der Begriff bak («Vertrauensmann»), so erhält gerade der hm im Mittleren Reich eine immer stärker werdende Fixierung auf die Funktion als rangunterster Diener und wird im Neuen Reich geradezu zur Kollektivbezeichnung für alle Personen, die unter eingeschränkten Rechten in Ägypten ihr Dasein verbrachten. Der Begriff bak dagegen zeigt sich durch alle Perioden stabil und wird im Neuen Reich in einer eigenartigen Konvergenz mit dem Begriff hm angetroffen, obwohl er immer noch zur Selbstbezeichnung höchster Würdenträger dienen kann. In dieser Zeit gelangen Tausende von Personen im Zuge von Tributzahlungen nach Ägypten, nehmen dort aber bald auch ägyptische Namen an und werden für ihre Tätigkeiten oft auch entlöhnt.
Im ersten Jahrtausend v. Chr. endlich, der ägyptischen Spätzeit, verschwindet der Begriff bak aus dem sozialen Vokabular und wird durch hm fast vollständig ersetzt - vielleicht ein Anzeichen dafür, dass auch der Status des altägyptischen Menschen in seiner Gesellschaft den Wandlungen und Zeichen der Zeit stärker unterworfen war, als wir bislang annehmen konnten.
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Bibliographische Angaben
Reihe | Aegyptiaca Helvetica |
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Seitenanzahl | 352 arabisch |
Abbildungen | 21 s/w |
Format | 16 x 23 cm |
Bindung | Buch, Gebunden |
ISBN | 978-3-7965-2083-9 |
Erscheinungsdatum | 19.08.2005 |