12. Jahrhundert
Die Philosophie des Mittelalters
Herausgegeben von Laurent Cesalli, Gerald Hartung
Bd. 3/1-2 Laurent Cesalli, Ruedi Imbach, Alain de Libera u.a. (Hg.)

12. Jahrhundert

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Aus philosophiegeschichtlicher Perspektive ist das 12. Jahrhundert von tiefgreifenden Veränderungen, Innovationen und Entwicklungen gekennzeichnet, die das künftige intellektuelle Leben Europas in manchen Hinsichten grundlegend bestimmen werden. Zum einen blühen – vor allem in Nordfrankreich – städtische Schulen, in denen das antike Erbe aufgenommen und in das mittelalterliche Denken integriert wird, und in denen zugleich das weitgehend humanistisch geprägte Denken der Zeit belebt und fortgeführt wird; zum anderen bilden sich intellektuelle Zentren – in Süditalien, auf der Iberischen Halbinsel –, wo eine Fülle von Texten aus dem Griechischen, insbesondere aus dem Arabischen und auch aus den Hebräischen übersetzt werden, was die philosophische Reflexion und Textproduktion in einzigartiger Weise befruchtet.

Der vorliegende dritte Band der «Grundriss»-Reihe «Die Philosophie des Mittelalters» stellt die Philosophie des 12. Jahrhunderts im lateinischen Westen in ihrer ganzen lehrinhaltlichen, institutionellen und geographischen Vielfalt dar. Sein zentraler, zweiter Teil ist nach historisch-topographischen Kriterien gegliedert. In einem ersten Abschnitt werden Autoren und Texten nach der Zugehörigkeit zu religiösen Orden (Benediktiner, Zisterzienser, Kartäuser, Augustiner Chorherren, Prämonstratenser, Viktoriner) behandelt; darauf folgt die Darstellung der Philosophie in verschiedenen politischen Räumen, die als bestbezeugte Wirkungsorte intellektueller Tätigkeit ausgewiesen sind: Frankreich, das Imperium, Rom, England, das Königreich Sizilien und die Iberische Halbinsel. Dieser Teil enthält ebenfalls zwei Paragraphen, die sich mit anonymen und sogenannten ‚atopischen‘ Texten befassen, deren Einfluss nicht gering war. Im ersten, einleitenden Teil wird der historische und institutionelle Rahmen der Philosophie des 12. Jahrhunderts beschrieben. Der dritte und letzte Teil des Bandes ist dem „Feld der Philosophien" gewidmet. In diesem Teil soll der Beitrag des 12. Jahrhunderts zu den Hauptgebieten philosophischer Tätigkeit gewürdigt werden: die Reflexion über die Philosophie selbst und ihre Einteilungen, die Philosophie der Sprache, die praktische Philosophie, die theoretische Philosophie und die wissenschaftliche Theologie.

In dieser differenzierten Darstellung der äußerst lebendigen, vielfältigen und bis heute von der Historiographie z. T. noch vernachlässigten Philosophie des 12. Jahrhunderts wird wie anderswo im Grundriss den minores eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Auf diese Weise entsteht ein ausgeglichenes und umfassendes Bild der Philosophie dieser Zeit, das eine Auseinandersetzung mit der Philosophie der Gegenwart nicht scheut und dessen Vollständigkeit einzigartig ist.

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Bibliographische Angaben

Reihe Die Philosophie des Mittelalters
Seitenanzahl 1318 arabisch, 50 römisch
Format 24.5 x 17.5 cm
Bindung Buch, Leinen mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7965-2625-1
Erscheinungsdatum 08.12.2020

Autor/in

Laurent Cesalli hat an der Universität Fribourg Philosophie studiert und sich an der Universität Genf  promoviert (2003). 2011 ist er in das CNRS eingetreten. Er war Gastprofessor an der Universität Cornell  und ist seit 2014 Professeur ordinaire an der Universität Genf. Seit 2018 ist er, zusammen mit Gerald Hartung, Gesamtherausgeber des Grundrisses der Geschichte der Philosophie. Forschungsschwerpunkte: theoretische Philosophie im Mittelalter und die sogenannte Österreichische Philosophie (Brentano und seine Schüler).

Ruedi Imbach war Professor für Ontologie und mittelalterliche Philosophie an der Universität Fribourg (1976–1999) und an der Universität Paris Sorbonne (2000–2014). Er hat zahlreiche Publikationen zur Philosophie des Mittelalters veröffentlicht; Übersetzungen, Editionen und Studien insbesondere zu Thomas von Aquin, Dietrich von Freiberg, Wilhelm von Ockham und Dante Alighieri. Er forscht zur Philosophie der Laien im Mittelalter.

Alain de Libera hat an der Sorbonne Philosophie studiert (Agrégation 1972). 1975 ist er ins CNRS eingetreten und wurde 1985 Directeur d’Études an der École Pratique des Hautes Études, wo er die Geschichte der christlichen Theologien im mittelalterlichen Westen lehrt. 1997–2013 war er Professeur ordinaire an der Universität Genf, 2013–2019 Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der mittelalterlichen Philosophie am Collège de France. Forschungsinteressen: Logik, Metaphysik, Noetik, Mystik sowie methodologische Fragen der Philosophiegeschichtsschreibung.

Thomas Ricklin (1963–2016) hat an den Universitäten Zürich und Fribourg studiert. Er war Professeur boursier FNS an der Universität Neuenburg (2001–2005) sowie Professor für Geistesgeschichte und Philosophie der Renaissance an der Ludwig-Maximilians-Universität München (2005–2016). Arbeiten zur philosophischen Anthropologie im 12. Jahrhundert, zur lateinischen Rezeption der Naturphilosophie des Aristoteles, zu den „Opere minori" Dante Alighieris und der italienischen Renaissance des 15. Jahrhunderts.