Herausgegeben von Urs Breitenstein
XXXIV Markus Völkel
Die Wahrheit zeigt viele Gesichter
Der Historiker, Sammler und Satiriker Paolo Giovio (1486-1552) und sein Porträt Roms in der Hochrenaissance
Paolo Giovio wurde durch seine zeitgeschichtlichen und biographischen Werke zum unentbehrlichen Zeugen für die Schlussphase der römischen Hochrenaissance und ihren Zusammenbruch im Sacco di Roma 1527. Allerdings erschien nur der Sammler Giovio mit seinem Privatmuseum am Comer See als Vorbild für die Nachwelt. Den Autor Giovio beschrieben noch Burckhardt, Gregorovius und Pastor als boshaft, spöttisch und charakterlos, seine Arbeiten als (leichtver-)käufliche Ware. Ein kritischer Blick auf Leben und Werk, wie ihn diese Studie unternimmt, zeigt jedoch, dass die Kulturhistorie des 19. Jahrhunderts ein vorschnelles Urteil gefällt hat.
In seinem bemerkenswerten Brief aus den Jahren 1534/5 legt Giovio die moralischen Grundlagen seiner Wertungen zusammen mit den Prinzipien seiner Darstellung offen. Mit den Mitteln der Ironie und der Anekdote zieht er den Leser in das Spiel des historischen Urteils hinein. Lob und Tadel der Mächtigen werden nach der Theorie einer hochentwickelten Porträtmalerei verteilt. Eine intelligentere und witzigere Apologie der Schwächen, die ein Historiker haben muss, um am Ende seiner moralischen Aufgabe gerecht zu werden, hat uns die Renaissance nicht hinterlassen.
Bevorstehende Veranstaltungen
Bibliographische Angaben
Reihe | Vorträge der Aeneas-Silvius-Stiftung an der Universität Basel |
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Seitenanzahl | 56 arabisch |
Bindung | Buch, Broschiert |
ISBN | 978-3-7965-1351-0 |
Erscheinungsdatum | 01.01.1999 |