Organallokation
Ethik und Recht
Herausgegeben von Alberto Bondolfi, Kurt Seelmann
Bd. 2 Paolo Becchi, Alberto Bondolfi, Ulrike Kostka u.a. (Hg.)

Organallokation

Ethische und rechtliche Fragen. NFP 46

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Die Verteilung knapper menschlicher Organe wirft schwierige Fragen der Verteilungsgerechtigkeit und der Organisation auf. Rein medizinische Aussagen etwa über die Überlebenschance eines Organs in einem bestimmten Empfänger sind vorausgesetzt, bestimmen aber nie allein die Entscheidung. Effizienzüberlegungen sprechen zwar häufig für die primäre Berücksichtigung des Empfängers mit der grössten Lebenserwartung. Schon der Einbezug qualitativer Kriterien für die Überlebensphase kompliziert die Materie, erst recht aber die Berücksichtigung auch der Wartezeit als Element der Gleichbehandlung, der Dringlichkeit für den Empfänger oder gar von Marktkriterien. Auch die Frage einer Priorität für den seinerseits Spendewilligen wird kontrovers diskutiert. Und selbst dann, wenn man sich über die Gewichtung der unterschiedlichen Kriterien von Verteilungsgerechtigkeit einig wäre, bliebe immer noch die optimale organisatorische Durchsetzung dieser Entscheidung zu klären: soll man zum Beispiel mit regionalen, nationalen oder übernationalen Pools arbeiten?
Die zweite Tagung im Tagungszyklus zu Grundsatzfragen der Transplantationsmedizin erörterte Themen rund um die Allokationproblematik bei Organen. Referenten aus verschiedenen Ländern, Sprachregionen und Disziplinen sprachen über medizinische, ethische, juristische, aber auch ökonomische Aspekte der Verteilung von Organen.

Aus dem Inhalt:

Organallokation in der Schweiz

Gilbert Thiel, Organlebendspende in der Schweiz – ein Erfahrungsbericht

Jean Michaud, L’opérationalité des allocations d’organes

Trix Heberlein, Organallokation aus der Sicht der Präsidentin von Swisstransplant

Marcel Monnier, Das alte und neue Modell der Organallokation in der Schweiz

Petra Seeburger, Die Praxis der Organverteilung in einem schweizerischen Transplantationszentrum

Gilles Mentha, Le dilemme de la pénurie d’organes du point de vue médical

Organallokation im internationalen Vergleich

Eckhard Nagel, Organallokation in Deutschland

Dominique Greiner, Justice sociale et transplantation d’organes en France

Günter Kirste, Die Organallokation im Eurotransplant-Verbund

Jean Desclos, Allocation d’organes et de tissus humains – la perspective canadienne

Byung-Sun Cho, Die Organallokation in Korea

Juristische, ethische und ökonomische Aspekte der Organallokation

Markus Schott, Verfassungsrechtliche Probleme der Organallokation

Paolo Becchi, Von der Organallokation als ethisches Problem zur Organallokation als juristisches Problem

Alberto Bondolfi, Allocation d’organes et exigences de justice

Ulrike Kotska, Die Organallokation als komplexer, dynamischer Prozess – eine multidimensionale ethische Problemanalyse der Organgewinnung

Simone Romagnoli, Allocation d’organes et évaluation psychologique. La transplantation cardiaque : une analyse philosophique

Thomas Gutmann, Ergebnisse des Forschungsprojekts «Kriterien einer gerechten Organallokation»

Hartmut Kliemt, Gesundheitsökonomische Betrachtungen zur Organallokation

Charles B. Blankart, Trennprinzip oder Vorsorgeprinzip? Das geplante Transplantationsgesetz im Lichte der Kernkriterien der Bundesverfassung

Massnahmen zur Linderung des Organmangels

Hans Halter, Xenotransplantation – Lösung des Allokationsproblems?

Bernard Baertschi, Les xénotransplantations d’organes et l’éthique des animaux

Nicolas Demartines und Markus Weber, Organallokation von Non-heart-beating-Donors – Transplantation von Spendern mit Herz-Kreislauf-Stillstand

Hans-Reinhard Zerkowski, Florian Rüter und Martin Grapow, Artifizielle Organe als Ersatz – Erfahrungen mit dem Kunstherz 

Bevorstehende Veranstaltungen

Bibliographische Angaben

Reihe Ethik und Recht
Seitenanzahl 304 arabisch
Zeichnungen 23
Format 16 x 22.5 cm
Bindung Buch, Broschiert
ISBN 978-3-7965-2026-6
Erscheinungsdatum 04.10.2004

Autor/in

Die Herausgeber:

Alberto Bondolfi, geb. 1946, studierte Philosophie und Theologie an der Universität Freiburg i. Ue. Im Jahr 1977 wurde er im Fach Theologie promoviert. Seit 2003 ist er Professor für Ethik an der Universität Lausanne. Er war Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Biomedizinische Ethik (1990-1996) und Präsident der Europäischen Gesellschaft für ethische Forschung (1995-1999). Des Weiteren ist er Mitglied der zentralethischen Kommission der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften und verschiedener Bundeskommissionen, die sich mit Ethik in der Medizin beschäftigen.

Ulrike Kostka, geb. 1971, studierte Katholische Theologie in Münster und Public Health in Bielefeld. 1999 promovierte sie in Moraltheologie. Von 2001 bis 2005 arbeitete sie an bioethischen Forschungsprojekten des NFP 46 «Implantate, Transplantate» in Basel mit. Von 2003 bis 2005 war sie Wissenschaftliche Assistentin des Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, 2005 habilitierte sie sich in Moraltheologie an der Universität Münster. Seit 2005 leitet sie die Abteilung «Theologische und verbandliche Grundlagen» sowie das Präsidenten- und Vorstandsbüro des Deutschen Caritasverbands in Freiburg i. Br.

Paolo Becchi, geb. 1955, studierte Philosophie und Geschichte in Genua. Im Jahr 1979 wurde er promoviert und war Wissenschaftlicher Mitarbeiter von 1980 bis 1983 am Institut für Rechts- und Sozialphilosophie der Universität des Saarlandes, sowie ab 1983 an der Universität Genua. Im Jahr 1999 wurde er zum Extraordinarius für Rechtsphilosophie an der Universität Genua ernannt. Seit 2006 ist Prof. Becchi ordentlicher Professor für Rechts- und Staatsphilosophie an der Universität Luzern.

Kurt Seelmann studierte Rechtswissenschaft und Philosophie an der Universität München. Im Jahr 1973 wurde er dort zum Dr. iur. promoviert. Von 1974 bis 1978 war er Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Saarbrücken. In den Jahren 1983 – 1995 war er Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg und seit 1995 ist er Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Basel.