Philosophie und Bildung. Bildung durch Philosophie
Studia philosophica
Herausgegeben von Schweizerische Philosophische Gesellschaft
Bd. 65/2006

Philosophie und Bildung. Bildung durch Philosophie

Philosophie et éducation. Éducation par la philosophie

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Spätestens seit Platons Staat erhebt die Philosophie den doppelten Anspruch, Bildungsgang des Menschen zu sein und zugleich - als «Theorie der Erziehung in ihrer allgemeinsten Gestalt» (John Dewey) - verbindlich sagen zu können, welche Art von Bildung dem Menschen allein angemessen ist. Diesem doppelten Anspruch folgend, war Philosophie, was immer sie auch sonst sein mochte, vor allem dies: Bildungsprogramm und Theorie der Bildung, d.h. das, was dann Ende des 18. Jahrhunderts Pädagogik genannt wird. Programme wie Theorien jedoch bedürfen zu ihrer Verwirklichung konkreter Institutionen in Form von Schulen, Akademien, Universitäten. Diese Transformation lässt die Philosophie nicht unberührt: Sie mutiert zum Schulfach und zum Schulstoff, die institutionelle Umsetzung kann ihren Geist verkehren und korrumpieren, sei es bereits durch die Institutionalisierung selbst oder dann durch jene, die in und über den Institutionen das Sagen haben.

Der vorliegende Band rückt diese Spannung zwischen pädagogischem Anspruch und institutioneller Wirklichkeit der Philosophie in den Mittelpunkt - mit Blick auf die aktuellen bildungstheoretischen Debatten. Es geht zunächst um die allgemeine Frage nach dem Ort und dem Stellenwert der Philosophie in unseren Bildungsinstitutionen, vom Philosophieren mit Kindern bis hin zur Philosophie als gymnasialem Fach und universitärer Disziplin. Es geht aber ebenso auch um die nicht leicht fassbare Frage nach dem philosophischen bzw. unphilosophischen Geist, der unseren Bildungsinstitutionen zugrunde liegt und sie heute beherrscht. Aktuelle Zuspitzung erhalten diese Fragen vor allem in zweierlei Hinsicht: zum einen in Bezug auf die Debatte über die Einführung von Ethik, praktischer Philosophie oder gar Philosophie selbst als Ersatzfach für Religion im obligatorischen Schulunterricht und zum andern - nach Bologna - in Bezug auf die Frage nach der Idee der Universität in der heutigen Zeit.

Inhalt
1. Philosophie und das Geschäft der Bildung
Anton Hügli: Die Bedeutsamkeit der Philosophie für das Geschäft der Bildung

Curzio Chiesa: Remarque sur l'éducation socratique

Volker Steenblock: Bildungstradition und Bildungssysteminnovation. Zu einer gegenwärtigen Problemlage philosophischer Bildung

2. Philosophie in der Schule und Philosophie für das Leben
Ekkehard Martens: «Werkzeugkasten und Schatztruhe».
Ein Ausbildungskonzept für das Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen im Unterricht

Martin Euringer: Wer vermittelt welche Werte?
Zur Debatte über Philosophie-, Ethik- oder Religionsunterricht

Brenno Bernardi: Annotazioni per un'educazione filosofia nei licei

Urs Thurnherr: Dehumanisierung und taktile Bildung.
Eine kleine Bildungsphilosophie mit leichten Fehlern

Claude Droz: La philosophie pour apprendre à mourir afin de vivre vraiment

3. Philosophie und Universität
Pascal Engel: L'Université dans les limites de la simple raison

Dieter Thomä:«Keine Energie ohne Individualität».
Kontexte und Aktualität der Bildungstheorie Wilhelm von Humboldts

Jean-Claude Wolf: Kultur als Leitfaden der Bildungsreform.
Der Beitrag Eduard von Hartmanns

Buchbesprechungen / Comptes rendus
Nicolas Tavaglione: Le dilemme du soldat, Genève 2005 (Bernard Baertschi)

Mario Otto Helbing: Il poligono reietto, Chiasso 2005 (Brenno Bernardi)

Jean École: Louis Lavelle et l'histoire des idées. Index sur des auteurs auxquels il se réfère, Hildesheim, Zürich, New York 2004 (Brenno Bernardi)

Bernard Baertschi: Enquête philosophique sur la dignité.
Anthropologie et éthique des biotechnologies, Genève 2005 (Gérald Hess)

Wolfgang Rother: La maggiore felicità possibile. Untersuchungen zur Philosophie der Aufklärung in Nord- und Mittelitalien, Basel 2005 (Anna Laura Puliafito)

Hans Kunz: Die anthropologische Bedeutung der Phantasie.
Band I: Die psychologische Analyse und Theorie der Phantasie.
Band II: Die anthropologische Deutung der Phantasie und ihre Voraussetzungen, Frauenfeld, Stuttgart, Wien 2005 (Rudolf Ruzicka)

     

Bevorstehende Veranstaltungen

Bibliographische Angaben

Reihe Studia philosophica
Seitenanzahl 253 arabisch
Format 15.5 x 22.5 cm
Bindung Buch, Gebunden
ISBN 978-3-7965-2238-3
Erscheinungsdatum 01.01.2006

Autor/in

Die Herausgeber: 

Anton Hügli, geb. 1939, studierte Philosophie, Psychologie, Germanistik/Nordistik und Mathematik in Basel und Kopenhagen. Er war bis 2005 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Basel. 

Curzio Chiesa, geb. 1953, studierte Philosophie in Genf, Paris und Cambridge. Er ist seit 1978 Maître d’enseignement et de recherche für antike und mittelalterliche Philosophie an der Universität Genf.