significatio · Beiträge zur Bedeutungsbildung in vormodernen Texten
Wie geschieht Bedeutungsbildung in vormodernen Texten? Welche kognitiven Mechanismen von Bedeutungs- und Wissensgenerierung gibt es? Welche Techniken und Strategien der sprachlichen Vermittlung sind damit andererseits verbunden? Solchen Fragen ist die Reihe gewidmet. Sie vereint Studien zur Semantik mittelalterlicher Texte, also zur Formierung, Festigung und Variabilität von Denkkonzepten im historischen Wandel. Im Zentrum steht der kognitive Prozess analogischer Verknüpfungen, der in bildhaften Vorstellungen und Sprachbildern geschieht – er treibt unser Denken und im Besonderen den mentalen Aufbau auch abstrakter Begriffe und Erkenntnisse an. Damit geht es auch darum, wie etwa Metaphern, Metonymien, Allegorien, Beispielerzählungen oder überhaupt fiktionale Erzählungen als Formen des uneigentlichen Sprechens zur Bedeutungsbildung beitragen. Welche Rolle spielen sie bei der Entwicklung von Denkkonzepten bei Individuen? Und wie tragen sie zur Etablierung kultureller und gesellschaftlicher Denkmodelle bzw. kollektiver Vorstellungen, Wissensbeständen, Glaubensformen und Handlungsmustern bei? Auch anders gelagerte Übertragungsphänomene interessieren: etwa, wie sie sich in Intertextualität, Intermedialität, Übersetzungen oder Kulturtransfer äußern oder in gemalten Bildern, Handschriften, Kunstwerken und Objekten aller Art materialisieren.
Die Reihe steht offen für eine interdisziplinär ausgerichtete mediävistische und literaturwissenschaftliche Forschung, die vormoderne Texte mit einem dezidiert historischen Blick zu verstehen versucht und dazu Ansätze etwa der historischen Semantik, Begriffsgeschichte, Semiotik, Kognitionswissenschaft, Metaphorologie, historischen Narratologie, Kultur- und Textwissenschaft, kognitiven Linguistik, Medialitätsforschung, Komparatistik, Translationswissenschaft, Sprach-/Erkenntnisphilosophie, Epistemologie, Mentalitätsgeschichte oder historischen Anthropologie nutzt.