Jüdische Ethik und Sterbehilfe
Peter Hurwitz, Jacques Picard, Avraham Steinberg (Hg.)

Jüdische Ethik und Sterbehilfe

Eine Sammlung rabbinischer, medizinethischer, philosophischer und juristischer Beiträge

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Sterbehilfe ist weltweit ein aktuelles Problem. Durch die rasanten Fortschritte der Medizin verwischen sich heute die traditionellen Grenzen zwischen Leben und Tod, die bis vor wenigen Jahrzehnten durch das Aufhören von Herzschlag und Atmung noch ausreichend charakterisiert waren. Man kann einen Menschen heute während einer gewissen Zeit künstlich zwischen Leben und Tod halten durch mechanisch–pharmakologische Unterstützung von Kreislauf und Atmung, auch wenn das Gehirn ganz oder zum grössten Teil ausgefallen ist. Eine neue Definition des Todes drängt sich auf, das Konzept des Hirntodes ist entstanden. Dieses Konzept wiederum hat vielfältige moralische, religiöse, philosophische, soziale, medizinische und juristische Probleme zur Folge, welche ethische Fragen aufwerfen und einen gesetzlichen Rahmen verlangen.

Menschenleben zu retten hat im Judentum einen sehr hohen Stellenwert. Andererseits ist auch das Vermeiden oder Lindern von schwerem Leid ein zentrales jüdisches Gebot. Zwischen diesen beiden Verpflichtungen kann es zu Konfliktsituationen kommen. Im Judentum gelten seit mehr als 2000 Jahren für alle Lebenssituationen gesetzliche Bestimmungen, die für neu entstehende Situationen jeweils neu interpretiert werden. Die Grundgesetze sind konstant, jedoch können die Auslegungen erheblich voneinander abweichen. Das Judentum kennt keine letzte autoritative Instanz über die Richtigkeit einer Gesetzesinterpretation, statt dessen werden oft bekannte Rabbiner gebeten, spezifische Themen zu beurteilen. Die jahrhundertealte Tradition von Diskussion und dauernder Neuinterpretation der Gesetze, von abwägenden und divergierenden jüdischen Standpunkten zu den Fragen von Leben, Sterben und Leiden, angewendet auf die heutige Zeit, wird im Buch nachgezeichnet und stellt einen wertvollen Beitrag zur allgemeinen und universalen Diskussion dieses Themas dar.

Das Buch zeigt ein breites Spektrum verschiedener zeitgenössischer jüdischer Auslegungen und belegt die Vielfalt der Interpretationen. Es enthält Beiträge von drei Rabbinern, die verschiedene Richtungen des Judentums vertreten, einer jüdischen Philosophin, zweier Medizinethiker und der Pflegeleiterin eines grossen Spitals in Jerusalem. Ein interessanter Gesetzesvorschlag aus Israel zur Betreuung von Menschen am Lebensende wird vom Präsidenten der entsprechenden Expertenkommission (Steinberg) vorgestellt und kommentiert. Zum Schluss äussern sich als Ergänzung zwei nicht–jüdische Autoren zum Thema: ein bekannter katholischer Theologe (Hans Küng) und ein pädiatrischer Hämatoonkologe (Walter Hitzig). Als Einführung stehen am Anfang des Buches zwei grundlegende Beiträge: der erste über das Wesen und die Geschichte des jüdischen Gesetzes und seiner Interpretation, der zweite über die gegenwärtige juristische Situation in mehreren westlichen Ländern, um einen Vergleichsrahmen zu bieten.

Aus dem Inhalt:

Peter Joel Hurwitz, Einführung

Jacques Picard, Vorwort

David Bollag, Das jüdische Religionsgesetz

Elias Hofstetter und Mario Marti, Sterbehilfe – eine rechtsvergleichende Betrachtung

J. David Bleich, Die Behandlung des Patienten am Lebensende

Leonard S. Kravitz, Einige Gedanken über jüdische Tradition und Patienten am Lebensende

Avraham Steinberg, Ein Gesetzesvorschlag in Israel zur Betreuung des Patienten am Lebensende – die Steinberg-Kommission

Vardit Ravitsky, Sterben in Würde in einem jüdisch-demokratischen Staat

Schimon M. Glick, Der jüdische Arzt und Entscheidungen am Lebensende

Lydia Goldschmidt, Ethik und Wirklichkeit – die Perspektive einer israelischen Krankenschwester

Maurice Lamm, Empathie und Sterbebegleitung

Hans Küng, Sterbehilfe? Thesen zur Klärung

Walter H. Hitzig, Sterbebegleitung bei Kindern

Bericht der öffentlichen Kommission betreffend den Patienten am Lebensende. Gesetzesvorschlag, abweichende Meinungen, Empfehlungen 

  

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Bibliographische Angaben

Seitenanzahl 227 arabisch
Abbildungen 7 s/w
Format 15.5 x 22.5 cm
Bindung Buch, Broschiert
ISBN 978-3-7965-2182-9
Erscheinungsdatum 22.09.2006

Autor/in

Die Herausgeber:

Peter Joel Hurwitz, Dr. med., ist Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie. Er ist Leiter des Projekts „Jüdische Ethik und Sterbehilfe“ am Institut für Jüdische Studien der Universität Basel.

Avraham Steinberg ist Professor für pädiatrische Neurologie am Shaarei Zedek Medical Center und Leiter des Zentrums für Medizinethik, Hebrew University, Hadassa Medical School, Jerusalem. Des Weiteren ist er Vorsitzender der israelischen Regierungskommission betreffend Betreuung von Patienten am Lebensende.

Jacques Picard ist Ordinarius für Allgemeine und Jüdische Geschichte und Kultur der Moderne an der Universität Basel sowie Leiter des Instituts für Jüdische Studien der Universität Basel.

Die Autoren der Aufsätze sind international anerkannte Autoritäten aus der Schweiz, den USA und Israel. Das Buch wendet sich an eine universelle Leserschaft mit Interesse an Ethik, Gesellschaftspolitik und Recht, ungeachtet der Herkunft, Konfession und Weltanschauung.