Heinrich Wölfflin Gesammelte Werke
Heinrich Wölfflins Schriften waren von weltweiter Ausstrahlung und ihre Wirkung reichte weit über die Grenzen der Kunstgeschichte hinaus. Seine wahrnehmungspsychologische Kunstwissenschaft, die er auf stilhistorischen Begriffen und visueller Erfahrung fundierte, fand unmittelbar Nachahmer und Kritiker und prägte die Kunstgeschichte sowie affine Fächer bis in unsere Zeit. Die kultur- und kontextspezifische Rezeption seines Denkens wird seit einigen Jahren als ein profunder Teil der Geschichte der Kunst- und Geisteswissenschaften anerkannt und aufgearbeitet.
Obwohl Wölfflins Schriften zu den Fundamenten der Kunstwissenschaft gehören, sind sie heute grossenteils vergriffen. In der vorliegenden Edition werden im Rahmen eines durch den Schweizerischen Nationalfonds geförderten Forschungsprojekts publizierte und unpublizierte Schriften des Kunsthistorikers sowie Nachschriften seiner berühmten Vorlesungen erstmals vollumfänglich der kunsthistorischen und interdisziplinären Forschung zur Verfügung gestellt.
Die Edition erlaubt es, Wölfflins im Vorfeld und im Nachgang einer Publikation durchgeführte Überlegungen nachzuvollziehen sowie methodologische und thematische Aspekte hervorzuheben, die sich nur als Teil einer oral and visual history erhalten, nicht aber in Publikationen niedergeschlagen haben, so etwa seine Analyse von musealen Originalwerken oder sein Verhältnis zur Gegenwartskunst.
Wölfflins reiches intellektuelles Schaffen wird in der vorliegenden Edition in seiner gesamten Breite dargestellt und durch Einleitungen, Kommentare, Apparate sowie zeitgenössische Abbildungen wissenschaftlich erschlossen. Für künftige historiografische Forschung in der Kunstgeschichte und benachbarten Disziplinen – einem Feld, das seit gut zwei Jahrzehnten weltweit äusserst aktiv ist – bietet die HWGW eine verlässliche und materialreiche Grundlage. Auf ihrer Basis werden zudem neue Fragestellungen in der Wissenschaftsgeschichte, Kunsttheorie oder der Global Art History erschlossen